wie schreiben ohne papier

wie schreiben ohne papier // Jacob Barnes
Premiere: 31.05.2004, Welschnonnenkirche/Trier
Weitere Aufführungen: 31.05./01.06./02.06./08.06./09.06.2004


wie schreiben ohne papier / Jacob Barnes


Der Autor:
Jacob Barnes wurde am 3.12.1975 in Edinburgh, Schottland geboren. Schon in seiner Jugend fing er mit dem Schreiben von Kurzgeschichten und Theaterstücken an. Dazu gestand er in einem Interview mit der Sunday Times,
„(…) es ging mir damals nur darum, damit Mädchen aufzureißen, und man kann sich gar nicht vorstellen, wie oft das geklappt hat (…)“

Nach seiner Schulzeit in Edinburgh wanderte er in das von Schotten verhasste London aus, wo er an der Royal College of Art London sein Studium der Malerei begann, um nach einem Jahr direkt verwiesen zu werden.
„(…) mich wundert es immer noch, dass in dieser heiligen Institution nur dumme Arschlöcher waren, und zwar auf beiden Seiten, so dass ich nicht anders konnte, als meinem Unmut freie Luft zu machen. (…) aber vielleicht sind Schläge wirklich der falsche Weg? (…)“

Nach seinem Rauswurf gründete er mit Freunden das Theaterlabel „Only happy when it rains“, um dort erstaunlich sensible Stücke zu entwickeln, die sich vor allem um eines drehen:
„(…) meine Generation ist eine Generation von Zynikern, wir glauben an nichts, aber das mit ganzer Leidenschaft (…)“ .


Das Stück:
wie schreiben ohne papier ist ein Vier-Personen-Stück. Ein Stück, indem sich Luca, Mr. Sunshine, Kalliope und eine Besucherin mit ihrer Einsamkeit quälen und trotz aller Versuche der Kommunikation nicht zueinander finden. Der Ausweg ist so typisch menschlich.

Geschichten werden erzählt, wie früher am Lagerfeuer, wo die Idee Theater ihren Ursprung fand. Geschichten werden gespielt, um der tiefen Einsamkeit wenigstens zeitweise zu entgehen. Geschichten bekommen ein beklemmendes Eigenleben.

Zitat:
(…) Das Leben mit all seinen Freuden und Schmerzen ist eine Geschichte mit Gott als Zuhörer und uns Sterbliche als Handlung. (…)
Und Gott hört zu.

Zitat:
(…) Du bist gefangen, Luca. Du bist in einer Geschichte gefangen, oder sagen wir; in einem Tagtraum. Ob er gut ausgehen oder fürchterlich enden wird, hängt einzig und allein von dir ab. (…)
Eine Lösung erscheint und verschwindet.

Zitat:
(…) Auf der Suche sein ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft. Suchen und in Bewegung bleiben. Wie schreiben ohne Papier. (…)


Das Ensemble:
Luca, eine tragische Figur: Meike Elzer
Mr. Sunshine, ein Geschichtenerzähler, der ohne Papier schreibt: Lisa Diekmann
Eine Besucherin, die Hüterin der kritischen Bemerkung: Laura-Mariell Rottmann
Kalliope, die schönste Frau der Welt: Corinna Mattner

Kamera: Alexander Schmitz / Karin Dürr / Eike Bock / Suse Richter
Schnitt: Alexander Schmitz / Suse Richter / Jan-Christoph Krug
Technik: Benny Günther
Kostüm Luca: Judith Krüger
Kostüm Mr. Sunshine: Philine Sophie Diekmann
Kostüm Besucherin: Marie Jouglet
Kostüm Kalliope: Judith Krüger
Gesamtlayout und Fotografie: Eike Bock

Regie: Jan-Christoph Krug
Co- Regie: Anne Wenzel

Produktion: Jan-Christoph Krug / Vanessa Thulliez
Co- Produktion: Jovana Bandow


Die Fotos:
Eine Auswahl


Aus dem Feuilleton

05.10.2004 // Süddeutsche Zeitung
Shooting Ente
Kennen Sie Jacob Barnes? Nein? Das wird sich bald ändern. Zur Zeit ist der der 1975 in Edinburgh geborene Jungdramatiker noch ein Geheimtipp, aber er wird garantiert die Bühnen erobern, als kleiner Bruder von Sarah Kane („Zerbombt“) und Mark Ravenhill („Shoppen & Ficken“), als Nesthäkchen des Theater-Britpop. Allein sein Lebenslauf: Als Schüler schrieb er Kurzgeschichten und Theaterstücke, hauptsächlich, wie er der Sunday Times verriet, „um Mädchen aufzureißen“. Später, in London, flog er vom Royal College of Art, weil er einen Professor verprügelt hatte, und gründetet das Theaterlabel „Only happy when it rains“, deren Produktionen das Lebensgefühl einer Generation zum Ausdruck bringen, über die Barnes sagt: „Wir glauben an nichts, aber das mit ganzer Leidenschaft“. Der ideale biografische Hintergrund für ein enfant terrible, sollte man meinen. Vielleicht ein bisschen zu ideal? Ein wenig zu sehr nach dem Geschmack der Szene? Könnte schon sein, denn Jacob Barnes existiert nicht; sein Lebenslauf ist frei erfunden.
Ausgedacht hat sich ihn der Trierer Regisseur Jan-Christoph Krug, der ebenfalls eine experimentelle Theatergruppe leitet, aber „nicht auch noch als Autor in Erscheinung tregen wollte“. Dabei könnte vielleicht eine Rolle gespielt haben, dass Barnes und London irgendwie hipper klingen als Krug und Trier. Das ganze ist allerdings so gut gelogen, dass man es als Satire auf den Theaterbetrieb verstehen kann, und auch das Stück, das angeblich Barnes geschrieben hat, ist danach: Vier Personen, die nicht miteinander zu tun haben, dazu zwei selbstgedrehte Videos, die wiederum nichts mit dem Stück zu tun haben: „Und Gott hört zu.“ Der Regisseur räumt ein, er habe ebenfalls keinen Schimmer, „worum es geht“. Dem Publikum hat es trotzdem gefallen, oder gerade deshalb: weil das Stück so viele verschiedene Bedeutungen hat wie Zuschauer. Und darum sei „Wie schreiben ohne Papier“ schon jetzt als das Theaterstück des Jahres vorgeschlagen.
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sz_shooting-ente

04.06.2004 // Trierischer Volksfreund
Und Gott und Godot hören zu
Beckett lässt grüßen: „Wie schreiben ohne Papier“ – das ist der absurde Titel eines absurden Stücks, das die Theatergruppe „widersprich nicht dem zwerg“ zurzeit in der Welschnonnenkirche aufführt. Auf anfängliche Ratlosigkeit folgt Begeisterung beim Publikum. (…)
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tv_und-gott-und-godot-hoeren-zu

Juli 2004 // UniSPIEGEL
Die Risiko-Spieler
Peter Zadek, der berühmte Theaterregisseur? Hat seinen Zenit überschritten. Thomas Bernhard, der große Dramatiker? Seit 15 Jahren tot. Wo stecken sie, die kreativen Köpfe der deutschsprachigen Kulturszene? (…)
Den ganzen Artikel können Sie hier lesen.


Wir bedanken uns für die freundliche tatkräftige Unterstützung und Förderung bei:

  • Dr. Clemens, Rheinisches Landesmuseum Trier, für seine – wenn auch vergeblichen – Bemühungen, die Cryptoporticus an der Basilika als Spielort zu gewinnen
  • Benedikt Welter, Welschnonnenkirche, für seine Intuition
  • Guntram Ries für seine Aufopferungsgabe und seine starken Nerven
  • Bettina Leuchtenberg vom Lokalfernsehsender Trierplus, die uns die Technik für die notwendigen Dreharbeiten zugänglich machte
  • Dr. Ehmke, ehemalige Präsidentin der FH Trier, die immer an das Projekt glaubte
  • und natürlich Ulrich Holkenbrink und Dr. Elisabeth Dühr vom Kulturbüro der Stadt Trier, Prof. Rettenberger vom Förderkreis der Fachhochschule Trier e.V, Günter Koenen vom Studentenwerk Trier für ihr Vertrauen